Sonntag, 25.09.2005 um 9:00 Uhr
Heute war es endlich soweit. Nach knapp 11 Wochen Training und einem Gewichtsverlust von 6 kg habe ich meinen ersten Marathon gefinisht. Die Vorbereitung auf diesen Tag habe ich komplett ohne Trainingsplan gemacht. Aufgrund meiner Verspannung im Brustwirbelbereich bin ich nach Gefühl gelaufen und habe drei Termine bei der Krankengymnastik extra in die letzte Woche gelegt. Das hat sich dann auch bemerkbar gemacht, denn beim Lauf tat mir alles andere mehr weh als die Verspannung
Mit ziemlich gemischten Gefühlen und sehr aufgeregt stand ich nun pünktlich im Startblock F. Dort traf ich die alten Haudegen vom Triathlon Club Bremen, wo ich letztes Jahr im März meine „neue“ sportliche Karriere begann. Etwas verspätet kam dann der Startschuß zu meiner ersten Tour der Leiden, zu diesem Zeitpunkt wußte ich es nur noch nicht.
Die ersten sechs Kilometer bin ich locker und in meiner gewünschten Zeit gelaufen. Dann bekam ich auf einmal Magenkrämpfe. Sollte der Kaffee zum Frühstück meinen ersten Marathon ohne Zeit beenden oder habe ich etwas Falsches gegessen? Die nächsten drei Kilometer hielt ich dann in erster Linie Ausschau nach einer Dixie-Toilette, sowas sollte doch bei solch einer Veranstaltung aufgestellt werden. Nach KM 9 konnte ich nicht mehr anders und mußte nach rechts in ein Gebüsch flüchten. Leider hatte ich keine Taschentücher dabei und es war zu allem Überfluss auch noch ein Dornengestrüpp. Mit Blättern mußte ich mir dann behelfen. Das rächte sich dann auf der restlichen Strecke.
Bei KM 11 stand dann mein treuester Fan und gab mir mit einem Kuss erneuten Anschub. Bei der Hälfte der Strecke wunderte ich mich das erste Mal über die Angaben der Streckenkilometer. So ca. 400 m nachdem man durch eine Mess-Schranke lief und einem gesagt wurde, dass man die Hälfte geschafft hätte, kam das Schild mit der Aufschrift „21 km“. Naja, für mich war es ab diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr wichtig, ob ich in meiner Zeit war, sondern vielmehr, ob ich bei den Schmerzen im Genitalbereich überhaupt in der Lage war zu finishen. Bei KM 25 kamen dann leichte Schmerzen im Rücken und in beiden Knien hinzu, die immer schmerzhafter wurden. In dem Moment habe ich nur gedacht, „lauf so lange Du kannst und fang erst spät an zu gehen“. Kurz vor dem Verpflegungsstand bei KM 30 konnte ich dann nicht mehr anders und ich mußte erstmals gehen. Von nun an wechselte ich von einem leichten Laufschritt immer wieder in eine schnellere Gangart. Die Zeit war mir inzwischen schon fast egal, Hauptsache innerhalb der Zielschlusszeit ankommen. Kurz vor dem Weserstadion kam dann noch einmal Kampfgeist in mir hoch, denn ich wollte laufend durch das Stadion kommen. Das schaffte ich dann auch. Leider waren im Stadion keine Zuschauer und der Beifall lief vom Band. Vor dem Stadion stand dann erneut meine SB, die mich wieder sehr motivierte und anfeuerte.
Die restlichen 5 Kilometer habe ich dann überwiegend laufend zurückgelegt. Obwohl ich niemals gedacht hätte, dass die Straße „Am Wall“ mal so hoch werden könnte. Die ganze Zeit über, wurde ich von meiner SB begleitet und zwischendurch auch mal fotografiert.
Als ich die Stadthalle dann sah, kam mir ein Bach von Tränen….gleich habe ich es geschafft. Vor der Halle waren dann zahlreiche Zuschauer, die jeden Läufer fast frenetisch anfeuerten. Den Zieleinlauf genoß ich dann in vollen Zügen.
Wenn ich mir überlege, dass ich vor 18 Monaten noch 30 kg mehr auf den Rippen hatte und ca. 40 Zigaretten täglich geraucht habe und jetzt einen Marathon gefinisht habe………………wow!
Strecke: 42,195 km
Zeit: 4:47:49 Stunden (4:51:52 Stunden dokumentiert)
Pace: 6:51 Minuten
Wetter: Sonne, kaum Wind, 22 Grad