Selbst mit einigen Marathons in den Knochen mache ich noch heftige Neu-Erfahrungen.
Die Hinfahrt verlief ziemlich reibungslos und sehr laut. AC/DC und dergleichen hört man einfach nicht leise. In der Nähe des Start-/Zielbereiches wurden wir Autofahrer auf eine Wiese geleitet. Hier hätte ich schon ahnen müssen, was mir beim heutigen Schloss Marienburg Marathon noch bevorstand. Bereits ein paar wenige Autos haben die Einfahrt deutlich „verschlammt“.
Der angekündigte Regen war zum Glück nur feiner Sprühregen. Trotzdem machte ich mir so meine Gedanken über den 60 %-Trail-Anteil beim heutigen Lauf. Zwar kamen bei meinen bisherigen Marathons immer mal wieder Geländeabschnitte vor, aber solch einen hohen Anteil hatte ich bisher noch nie. Dusseligerweise hatte ich meine Lieblingslaufschuhe für lange Strecken mit. Die C-Dur von Lunge sind mir einfach ans Herz gewachsen und passen wie angegossen. Aber im nassen Gelände? Dazu später mehr.
In der Sporthalle von Adensen war beim Zeitpunkt meines Eintreffens noch akut wenig los, aber genau das mag ich.
Auf diese Weise habe ich die Möglichkeit meine Startnummer gaaaanz entspannt in Empfang zu nehmen und noch das ein oder andere Schwätzchen zu halten. Dieses Mal hatte ich wieder Glück und konnte mich mit meiner langjährigen Weggefährtin Christel austauschen. Sie war die erste Läuferin, mit der ich einen kompletten Marathon zusammen gelaufen bin. Das war der Bad Pyrmont-Marathon 2011.
Vor dem Start trudelte noch unser Joey Kelly Challenge-Teilnehmer Dirk ein, der bei einem Marathon mit 500 Höhenmetern und vielen Trail-Abschnitten aus Trainingsgründen tatsächlich einen 10 kg schweren Rucksack mitschleppte sowie Brigitte, die ich im letzten Jahr in Frankfurt kennengelernt habe.
Pünktlich um 10 Uhr wurde die Meute auf die Reise geschickt. Wie bei solchen Läufen üblich, waren hier wieder etliche Halbmarathonteilnehmer am Start. Die Strecke führte uns aus dem Ortsteil Adensen hinaus in den Marienberg mit dem schönsten Verpflegungspunkt Deutschlands, der sich im Innenhof des Schlosses Marienburg befindet. Danach ging es noch ein paar Höhenmeter weiter hinauf ehe es zurück nach Adensen ging. Von dort aus wurde der Adenser Berg in Angriff genommen, der zum Glück deutlich weniger Höhenmeter hatte. Wir Marathonis mussten diese Strecke 2 Mal bewältigen.
Dirk fand das O-L-M-Prinzip nicht schlecht und lief die erste Runde mit mir. Eigentlich wollte ich heute ja gemütlich laufen, aber warum nicht. Ungewöhnlich forsch bin ich dann selbst längere Anstiege hoch gelaufen.
Nach diesem ersten Anstieg ging es in den Trail-Bereich des Marienberges. Anfangs war der Boden noch mit Laub bedeckt. Die Baumwurzeln wurden vom Veranstalter mit Neonfarbe kenntlich gemacht. Trotzdem musste man höllisch aufpassen. Besonders in den Bereichen, die schon etwas matschig waren. Dort erwiesen sich meine Ballettschuhe als absoluter Fehlgriff. Dirk hatte meine C-Dur kurzerhand umgetauft, weil ich ständig am schliddern war. Auf manchen Passagen kam ich mir eher vor wie Katharina Witt in ihrer besten Zeit.
Die erste Schlidder-Passage habe ich gut überstanden und es ging so richtig in den Berg. Hier war an laufen nicht mehr zu denken, da die meisten Teilnehmer sowieso gingen.
Nachdem der Marienberg erklommen war, lief man direkt in den Innenhof des Schlosses Marienburg, wo der erste Verpflegungspunkt aufgestellt war. Leider war der Dudelsackspieler in diesem Jahr nicht da. Kurz einen wärmenden Eistee getrunken und weiter. Bis Adensen hatten wir in Christian Pflügler einen weiteren Gesprächspartner. Christian veranstaltet den 6-Stunden-Lauf-Münster und war beim Zeitsprung-Marathon an der Zeitnahme.
Danach ging es in den Adenser Berg. Dieser hatte deutlich weniger Höhenmeter, aber sehr schlammige Bereiche. In der ersten Runde habe ich es aber noch nicht so gemerkt. Zurück nach Adensen, wo Dirk dann sein Rennen weiterlief. Ich konnte mich in der zweiten Runde voll auf die Strecke konzentrieren. Wenn ich am schnacken bin, dann konzentriere ich mich auf meinen jeweiligen Gesprächspartner und weniger auf die Strecke. Den Marienberg habe ich noch recht locker genommen. Besonders die Trail-Bereiche zu Beginn gefielen mir außerordentlich gut. Bei manchen Abschnitten hatte ich das Gefühl an einer Schnitzeljagd meiner Kindheit teilzunehmen. Am Schloss-Verpflegungspunkt habe ich mir etwas mehr Zeit gelassen. Ich konnte meine Finger einfach nicht vom Lebkuchen lassen. Ist halt die Vorweihnachtszeit. Der Adenser Berg hat mich dann mit seinen schlammigen Passagen etwas zermürbt. Immer wieder musste ich Gehpausen einlegen, weil ich keinen Stand hatte oder derbe wegrutschte.
Bei Kilometer 39 schaute ich auf die Uhr und realisierte, dass ich noch in einer „brauchbaren“ Zeit unterwegs war. Zum Glück hatte ich kurz danach wieder festen Boden unter den Füssen. Bis zum Ziel lief es wieder rund, sodass ich die nächste Minute von meiner persönlichen Uhr streichen konnte.
Fazit: Ein äußerst empfehlenswerter Landschaftsmarathon mit dem schönsten Verpflegungspunkt Deutschlands!
Datum: 21. November 2015 um 10:00 Uhr
Strecke: 42,195 (Marathon)
Laufzeit: 5:13:26 Stunden
Ziel: durchhalten
Wetter: feiner Sprühregen/bewölkt/Sonne, W, 1 m/s, 6 Grad